Geschichte der Burg

Burg Hohen Neuffen

Geschichte

Der Hohen Neuffen ist die größte Burgruine Süddeutschlands und wegen der ausladenden Wucht auch eine der Schönsten. 335 m über dem Städtchen Neuffen und 743 m über dem Meer gelegen, hat die Ruine ihr Fundament auf einem hervorspringenden Weißjura-Kalkfelsen am Steilabfall der Schwäbischen Alb.

Der Name Neuffen ist keltischen Ursprunges und wurde später von den Alemannen übernommen. Verschiedene Fundstücke aus der Nähe zeugen von der jungsteinzeitlichen Besiedlung ab 2200 v. Chr. im Gebiet des Hohen Neuffen. Der prächtigste Fund stammt aus dem Jahr 1000 vor Chr. Es ist ein bronzenes Brustgehänge, welches den illyrischen Urnenfelderleuten zugeschrieben wird, die 1200 vor Chr. von der Donau ins Albland kamen.

Erster nachweislicher Besitzer einer Burg war Graf Manegold von Sulmetingen um 1100. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1198, in dem die Edelfreien von Neuffen als Besitzer erwähnt werden. Als getreue Anhänger des staufischen Kaiserhauses spielen die Herren von Neuffen bald eine gewichtige Rolle in der Reichspolitik. Heinrich der I. von Neuffen geleitete 1211/12 den 16 jährigen Stauferkönig Friedrich den II. zur Königskrönung von Italien nach Schwaben. Im 13. Jahrhundert blühte ein reges höfisches Leben, strahlender Mittelpunkt war Gottfried von Neuffen, ein berühmter Minnesänger.

Am Ende des 13. Jahrhunderts ging die ganze Herrschaft durch Heirat an die Herren von Weinsberg, 1301 verkaufte sie Konrad von Weinsberg an den Grafen Eberhard I. von Württemberg, den Erlauchten. Zu dieser Zeit gab es noch kein Pulver, daher galt die Burg durch ihre Höhenlage als uneinnehmbar.

Verschiedentlich wurde die Burg erfolglos belagert, etwa 1634 überfluteten die kaiserlichen Truppen nach der Niederlage bei Nördlingen das Land. 14 Monate wurde die Burg von Garf von Soges belagert, zermürbt übergaben die Truppen die noch wohl verproviantierte Festung. Nach dem Ende des 30-jährigen Krieges gingen die Ausbesserungsarbeiten langsam voran.

1730 besuchte König Friedrich Wilhelm I. von Preußen, der Soldatenkönig, mit dem Kronprinzen Friedrich dem Großen die Burg.

1733 gelangte Herzog Karl Alexander an die Regierung. Mit seinem Finanzminister Jud Süß Oppenheimer wollte er aus dem Hohen Neuffen eine moderne Festung nach dem Vorbild der Bauwerke des französischen Festungsbauspezialisten Vauban machen. Der Herzog starb vor der Vollendung, Süß Oppenheimer wurde daraufhin auf der Burg inhaftiert und später in Stuttgart zum Tode verurteilt. Herzog Karl Eugen baute anfangs noch weiter, verlor aber angesichts der hohen Unterhaltskosten bald das Interesse. Der Hohen Neuffen wurde Brandwache und Landesgefängnis.

1796 beschloss der Landtag, keine Mittel mehr auf die Erhaltung der Festung zu verwenden, zu allem hin forderte Frankreich auf dem Raststatter Kongreß die Schleifung der Burg. Durch ein Dekret vom 22.08.1801 wurde die Festung Hohen Neuffen aufgehoben und zum Abbruch freigegeben. Dieser begann dann zwei Jahre später. Die Bewohner der Umgebung waren froh über das günstige Baumaterial. Erst ab 1830 begann man, die Reste zu sichern, in den 1860er Jahren wurde die Ruine zugänglich gemacht.

1862 wurde im Gebäude am oberen Burghof eine Gaststätte eingerichtet.

Im 2. Weltkrieg war der Hohen Neuffen Fliegerwache, im Jahr 1948 trafen sich hier die Ministerpräsidenten der drei südwestdeutschen Länder Südbaden, Württemberg-Hohenzollern und Württemberg-Baden zur ersten Fühlungnahme wegen eines Zusammenschlusses zu einem einheitlichen Südweststaat.

Der Tagungsort war mit Bedacht gewählt. Der weite Blick ins Land und vor allem die wenige Kilometer entfernte, einschneidende Zonengrenze zwischen den Kreisen Reutlingen und Nürtingen sollten beeindrucken. Abgeschieden von ihren Regierungen und der Öffentlichkeit wollten die Teilnehmer hier sachlich debattieren, gut bewirtet mit „Täleswein“.  Bei dem Treffen wurden Anstöße gegeben und wichtige Weichen gestellt. Diese Dreiländerkonferenz auf dem Hohenneuffen markiert den Beginn der jahrelangen Auseinandersetzung um die Bildung des Südweststaates, der 1952 aus der Taufe gehoben wurde: Baden Württemberg. Eine Gedenktafel im historischen Tagungssaal zeugt noch heute davon.